EM-Splitter I

Vor einigen Jahrzehnten gab es die absolute Charakterfrage: „The Beatles oder The Rolling Stones?“. Die Antwort war wichtig, handelte es sich doch um das fundamentale Bekenntnis zur jeweils ‚einzig richtigen‘ Lebenseinstellung. Jüngere Generationen bekommen von der Wichtigkeit dieser Fragestellung eine Vorstellung, wenn sie auf „Ärzte oder Hosen?“, „Grunge oder Techno?“ und „Beyoncé oder Der Popolski Show?“ antworten müssten.

Die aktuelle Charakterfrage lautet: „Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo?“. Auf der einen Seite der bescheidene Fussballgott, auf der anderen der überbewertete Selbstdarsteller. Subjektive Meinung meinerseits? Ja, klar!

Gestern Abend in der Arena Lwiw in Lemberg (Ukraine): Gruppenspiel der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Portugal. Während Jogi Löw in der Kabine unsere Jungs auf das Spiel einstimmt, vermisst der portugiesische Trainer Paulo Bento plötzlich seinen wichtigsten Mann Cristiano Ronaldo! Wen wundert es… der portugiesische Fussballstar in Diensten von Real Madrid ist mit seiner Frisur unzufrieden und besucht in einem Nebenraum seinen eigens eingeflogenen Coiffeur, um sich die Frisur telegen richten zu lassen. Schliesslich blicken Millionen auf die TV-Bildschirme und wollen ihn, den eigentlichen Star dieser Europameisterschaft, glänzen sehen…

Der Coiffeur (…de l‘ académie de Paris) schafft es dann doch rechtzeitig, die nach dem Aufwärmen derrangierte Frisur Ronaldos irgendwie hinzubekommen (mittels dreier Tuben Haargels). Alles atmet auf, Schiedsrichter Stéphane Lannoy kann das Spiel gerade noch pünktlich anpfeiffen.

Ronaldos Look in Halbzeit 1

Portugal steht kompakt, Deutschland tut sich schwer. Cristiano Ronaldo gefällt durch einen aalglatten Wetlook und zwei, drei Übersteigern, die jedoch keine wirkliche Gefahr für das deutsche Tor bringen. Dann aber die grosse Chance für Portugal, kurz vor der Pause in Führung zu gehen – der Ball springt jedoch vom Lattenkreuz nur auf die Torlinie. 0-0 Halbzeitstand – Deutschland atmet tief durch…

Jogi Löw ist erzürnt. „Ihr müsset schneller und direkt spielen und au‘ näher bei euren Männern sinn„, herrscht er die Jungs beim Pausentee an. Er weiss genau – noch so eine schläfrige Vorstellung und das Erreichen der nächsten Runde ist in Gefahr.

In der portugiesischen Kabine herrscht dagegen Optimismus. „Prima bella„, meint Paulo Bento, „ihre machte dasse wirklische gutt! Wir müsse nurr macke eine Tor, dann die Allemanos sinne fertige. Cristiano, du müsse… Cristiano?

Ronaldos Platz ist leer. Der Star der portugiesischen Nationalmannschaft, der Superstar dieser Europameisterschaft hat sich während des Trainers Pausenansprache klammheimlich aus der Kabine geschlichen, weil er beim kurzen, prüfenden Blick auf den Videowürfel festgestellt hat: So gewinne ich dieses Spiel nicht!

Sein Weg führt ihn wiederum in den nebenan gelegenen Raum, wo ihn sein Coiffeur bereits aufgeregt erwartet. „Ronaldooochen, dein Ha-haaar! Wie siehst Du denn aus, mein Lieber? So wird das aber wirklich nichts, Schätzchen…„. Ronaldo brummelt nur: „Mach‘ die Haare schön.

Halbzeit 2 – Er hat die Haare schön!

Und siehe da: Nach dem Anpfiff der zweiten Spielhälfte präsentiert sich der Fussballstar mit neuem Look! Statt glattgestriegelt nun punky wild. Dem portugiesischem Spiel tut das gut – die eine oder andere Torchance ergibt sich plötzlich… Die Frisur hat letztendlich aber doch nichts gerissen. Deutschland gegen Portugal 1:0 durch Gomez. Einfach so mit einem Kopfball. Glücklich, aber ok.

Lieber Cristiano, Du eitler Gockel: Mein Rat als alter (Fussball-)Hase: „Uff’m Platz werd‘ es entschieden, ned uff’m Kopp!“

Story inspired by Frau Lenz

(Quelle: Facebook)

4 Kommentare
  1. Beatles oder Stones? – Diese existentiell entscheidende Frage habe auch ich gestellt und gestellt bekommen. Lange ist das her. Ebenfalls der Vergangenheit gehört wohl der sportliche Ehrgeiz an. Ich habe den Eindruck, dass heute der finanzielle Ehrgeiz die Spieler auf dem Platz nach vorne treibt. Als der Kommentator gestern Abend beim Spiel der Ukrainer deren Gehälter und die Oligarchen dahinter erwähnte, wurde mir klar, dass diese Spieler die höchsten Löhne beziehen müssen. Es war der schnellste Spiel der bisherigen EM…

    • Der monetäre Wahn im Fussball (der übrigens in Deutschland bis in die untersten Spielklassen greift) ist tatsächlich eine ärgerliche Sache. Zu dem Thema gab es auch nach dem gestrigen Spiel der Co-Gastgeber eine interessante Doku im ZDF, die die ukrainischen Oligarchen und ihre Vereine thematisierte.

      Aus persönlicher Erfahrung meiner damaligen aktiven Fussballerjahre darf ich jedoch sagen, dass spätestens mit dem Anpfiff eines Spiels jeglicher Gedanke an Siegprämien und Gehälter weggewischt ist: Die Spieler, Trainer, Betreuer treibt dann wirklich nur noch der sportliche Ehrgeiz (soweit man nicht in Spielmanipulationen involviert ist und sich Gedanken darüber machen muss)!

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